Götzendorf statt Ländle
Mit dem Zusammenschluss des österreichischen, schweizerischen, deutschen und niederländischen internationalen Trainingscenters zu Fo(u)r Peace Central Europe (4PCE) wurde auch der United Nations Military Expert on Mission Course – Military Observer neu gedacht. Die Basisausbildung wird in bewährter Weise in den Trainingszentren durchgeführt, doch danach geht es zur gemeinsamen Abschlussübung Blue Flag ins Dreiländereck am Bodensee. Durch die gemeinsamen Grenzen von Deutschland, der Schweiz und Österreich können so optimal die Sektoren eines Einsatzraum dargestellt werden. Durch die zeitgleiche Verlegung der Kurse unter Aufnahme der Teilnehmer aus den Niederlanden ist auch die entsprechende Internationalität gegeben, so absolvierten 2019 93 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 33 Nationen den Kurs. Beste Voraussetzungen, um bereits in der Ausbildung Internationalität zu leben, Sprachprobleme zu erkennen und Teambuilding zu erfahren. Weiters garantiert die gemeinsame Abschlussübung auch eine perfekte Harmonisierung und Synchronisierung der Ausbildungsziele.
Für die österreichischen Teile wird dabei der Bregenzerwald im Großraum Hittisau zum Einsatzraum. Der enge Kontakt zu den örtlichen Behörden und der Bevölkerung führte bereits nach dem ersten Kurs 2012 zu einem freundschaftlichen Verhältnis, das bis 2019 hervorragend klappte und immer weiter vertieft werden konnte. Leider musste 2020 auf Grund der Covid Pandemie der bereits fertig geplante Kurs zur Gänze abgesagt werden. Im heurigen Jahr kommt es nach einem Jahr Pause zwar zur Neuauflage des sogenannten „Beobachterkurses“ allerdings mit wesentlichen Einschränkungen. Es gibt keine internationalen Teilnehmer und Instruktoren und es gibt keine Verlegung ins Ländle. Der Kurs stützt sich daher auf die im Großraum Götzendorf vorhandene Infrastruktur ab. Damit verbunden natürlich auch eine komplette Neuausarbeitung der Übungslage, die man satirisch betrachtet „Götzendorfer Steppe“ statt Bregenzer Wald nennen könnte.
Für den Kurskommandanten, Mjr Peter Posch und sein Team, eine Herausforderung, die aber bestens gelöst wurde. „Wir haben binnen weniger Wochen die Lage Bregenzerwald auf den Großraum Götzendorf und Bruckneudorf projiziert und konnten so mit dem erfahrenen Ausbilderteam, allen voran Hptm Heinz Nitsch, eine fordernde Übungslage auf die Beine stellen“, erklärt der stellvertretende Kurskommandant, Obstlt Peter Sattler.
Und so starteten am Montag, 21. Juni, elf nationale Teilnehmer das Unternehmen „Militärbeobachter“, das sie schon bald nach der erfolgreichen Absolvierung des Kurses in eine internationale Mission, etwa zur UNTSO in den Nahen Osten, nach Georgien, zur MINURSO nach Afrika oder zur OSCE in die Ukraine führen soll. Der Kommandant des Austrian Armed Forces International Centres, Obst Claus Amon, freut sich den Kurs wieder durchführen zu können, vermisst aber die Internationalität schmerzlich. „Wenn sich die Corona-Lage so weiterentwickelt, dann bin ich guter Hoffnung, dass wir schon bald wieder zur gewohnten Internationalität zurückkehren können. Bereits Ende Juli, Anfang August ist eine OSCE Monitor-Ausbildung geplant, bei der wir nach Monaten der Isolation auch wieder Teilnehmer aus anderen Ländern begrüßen dürfen. Und für das nächste Jahr bin ich sehr optimistisch, dass wir die Abschlussübung Blue Flag erneut in Dreiländereck am Bodensee durchführen können und so den Kursfrequentanten optimale Voraussetzungen für ihre künftigen Aufgaben bieten“, so Amon.
Die ersten Tage des Kurses werden von der Theorie dominiert, doch danach geht es ans Eingemachte. Auf Fuß- und motorisierten Patrouillen wird den Kursteilnehmer in den verschiedensten Szenarien sowohl körperliche Fitness als auch geistige Flexibilität abverlangt werden, um schlussendlich darüber zu entscheiden, ob sie die Voraussetzung für einen Einsatz als unbewaffneter Militärbeobachter haben.
Fotos: Werner Wukoschitz
International Day of UN-Peacekeepers
Every year on 29 May, the United Nations commemorates the International Day of United Nations Peacekeepers. On this day, we pay tribute to all the men and women who have served as military, police or civilians in UN Peacekeeping operations. We commend their professionalism, dedication and courage and honour the memory of those who have lost their lives in the cause of peace.
Vor 72 Jahren, am 14. Mai 1948, wurde im Nahen Osten von den Vereinten Nationen aufgrund starker Unruhen nach der Gründung Israels zu einer Waffenruhe aufgerufen. Um diese durchzusetzen wurde die United Nations Truce Supervision Organisation (UNTSO) ins Leben gerufen. Sowohl die arabische als auch die israelische Seite stimmten dieser Beobachtermission zu, mit friedensunterstützenden Operationen in Palästina wurde am 29. Mai 1948 begonnen. Die Geburtsstunde der ersten Peacekeeping Mission der Vereinten Nationen hatte somit geschlagen.
Bis heute folgten über 70 weitere UN-Missionen weltweit, in denen mehr als eine Million Soldaten, Polizisten und Zivilisten im Dienste des Friedens im Einsatz waren. Doch diese Friedenseinsätze haben auch einen sehr bitteren Beigeschmack, es handelt sich dabei um jene Personen, die nicht mehr lebend aus ihrer Mission heimkehrten. Mehr als 3.800 Mal musste den Angehörigen die traurige Botschaft vom Ableben eines geliebten Familienangehörigen überbracht werden.
Um den Verstorbenen zu gedenken, wurde seitens der Vereinten Nationen der „International Day of UN-Peacekeepers“ ins Leben gerufen. Doch nicht nur den Verstorbenen soll dabei gedacht werden, dieser spezielle Tag ist auch allen ehemaligen und derzeitigen Angehörigen einer UN-Friedenstruppe gewidmet, die mit ihrem Einsatz ein wertvolles Stück Frieden in umstrittenen Gebieten sichern.
Österreich beteiligt sich seit 1960 an Friedensunterstützenden Missionen, 52 Soldaten sind seitdem im Einsatz verstorben.
UNIFIL 20 geht in den Einsatz
Nachdem die Final Exercise erfolgreich zu Ende gebracht und somit die Operational Readiness erreicht wurde, stand als letzter Punkt die Verabschiedung des neuen Libanon-Kontingents auf dem Dienstplan. Am Freitag, 21. Mai, wurde dieser Festakt unter Einhaltung aller Corona-Maßnahmen in der Wallenstein Kaserne in Götzendorf durchgeführt. Wie schon bei den vergangenen Kontingenten handelte es sich auch hierbei wieder um einen kurzen, aber würdigen Festakt, bei dem leider weder eine Militärmusik, noch eine Ehrenformation oder Ehrengäste anwesend waren.
Das 20. UNIFIL-Kontingent setzt sich aus 30 Angehörigen des Aktivstandes, 17 Milizionären und 49 Soldaten einer Kaderpräsenzeinheit zusammen, alle neun Bundesländer sind dabei vertreten. Pünktlich um 8 Uhr erfolgte die Meldung an den Kommandanten der Auslandseinsatzbasis, Obst Claus Amon. Im Anschluss daran erfolgte das Abspielen der Bundeshymne und die Flaggenparade.
Amon ging in seiner Ansprache vor allem auf die lange Tradition und die hervorragende Reputation, die österreichische Soldatinnen und Soldaten in den Missionen genießen ein. Weitere Punkte seiner Ansprache waren die derzeit angespannte Situation im Nahen Osten und der am 29. Mai stattfindende International Day of UN Peacekeepers, an dem alle ehemaligen und derzeitig eingesetzten Kräfte in den Friedensmissionen gewürdigt werden. Mit den Worten: „Leben sie Kameradschaft, halten sie zusammen, grenzen Sie niemanden aus und vor allem kehren Sie wieder gesund in ihre Heimat Österreich zurück!“, schloss der Kommandant des AUTINT seine Rede an das 20. UNIFIL-Kontingent.
Für die Soldatinnen und Soldaten ging es nach der Verabschiedung in die Heimquarantäne, ehe sie, natürlich nach einem negativen Corona-Test, in den Einsatzraum fliegen. Ihr Dienst im Libanon wird aber erst 14 Tage später beginnen, denn auch im Camp Naquora heißt es noch einmal 14 Tage Quarantäne abzuwarten.
Fotos: Lt Sarah König
Final Exercise
Seit November 2011 beteiligt sich das Österreichische Bundesheer an den United Nations Interim Forces in Lebanon (UNIFIL). Hauptaufgabe des österreichischen Kontingents sind der Transport von Ausrüstung und Personal, das Bergen und Instandsetzen beschädigter UNIFIL-Fahrzeuge, das Versorgen der UN-Truppe mit Treibstoff, das Betreiben der Camp-Feuerwehr im Hauptquartier und die Unterstützung bei der Lagerhaltung. Rund 180 österreichische Soldatinnen und Soldaten stehen dafür bei der "Multi Role Logistics Unit" im Einsatz.
Foto: OStv Claus Schrabauer
Seit Beginn dieser Mission zeichnet die Auslandseinsatzbasis für die Einsatzvorbereitung des Kontingents verantwortlich. Mit der 13. Kalenderwoche haben die sieben Soldatinnen und die 86 Soldaten des 20. Kontingents mit ihrer Ausbildung begonnen. Diese erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Waffen- und Fachschulen und hat zum Ziel, alle Kontingentsangehörigen auf ein einheitliches militärisches Level zu bringen und bestens auf den Einsatz im Libanon vorzubereiten. Im Mittelpunkt der Ausbildung stehen dabei neben dem Konvoi-Training, die Verhandlungsführung bei Demonstrationen, die Counter Improvised Explosive Device (C-IED), das Verhalten bei einem Verkehrsunfall und die erweiterte Selbst- und Kameradenhilfe.
Fotos: OStv Michael Smrt
Überprüft wird das Erreichen der Ausbildungsziele bei der sogenannten Final Exercise, bei der alle Elemente Hand in Hand zusammenarbeiten und unter einsatznahen Bedingungen ihr erlerntes Können unter Beweis stellen müssen. Damit die Einsatzszenarien möglichst realitätsnah geübt werden, kommen neben 17 Instruktoren auch 46 Roleplayer zum Einsatz. Für die Konvoi-Fahrten stehen vier Großraumbusse, vier Hakenladesysteme, vier LKW, sechs Mitsubishi L200 und ein VW Golf zur Verfügung. Ziel der Final Exercise ist die Meldung der „Operational Readiness“ des 20. Kontingents an die Streitkräfte. Das bedeutet bestens ausgebildete und ausgerüstete Soldatinnen und Soldaten in den Einsatzraum zu schicken, die mögliche Gefahren und Bedrohungen durch antrainierte Techniken lösungsorientiert bewältigen können.
Fotos: OStv Michael Smrt
Nach der offiziellen Verabschiedung muss sich das Kontingent, welches aus 30 Angehörigen des Aktivstandes, 17 Milizionären und 49 Soldaten einer Kaderpräsenzeinheit besteht, noch in eine einwöchige Heimisolation begeben, ehe in der 22. Kalenderwoche der Abflug in den Einsatzraum ansteht. Selbstverständlich wurde die gesamte Einsatzvorbereitung unter strengen COVID-Auflagen durchgeführt, sodass es gelungen ist, keinen einzigen positiven Fall verzeichnen zu müssen.
Fotos: OStv Michael Smrt
Truppendienstaufsicht
Am Mittwoch, 12. Mai, fand sich der Chef des Generalstabs, General Mag. Robert Brieger, zu einer Truppendienstaufsicht in der Auslandseinsatzbasis ein. Pünktlich um 08.35 Uhr erfolgte die Meldung durch die Ehrenwache statt. Im Anschluss daran fand durch den Kommandanten AUTINT, Obst Claus Amon, eine allgemeine Einweisung in die Aufgaben der Drehscheibe der Auslandseinsätze statt. Kurz wurden dabei auch die besonderen Herausforderungen, denen sich die Bediensteten bei der Erfüllung ihrer Aufgaben und Aufträge vor allem in Bezug auf die COVID-Pandemie stellen müssen, angesprochen. Aufgrund der peniblen Sicherheitsvorkehrungen und der ausgezeichneten Kaderdisziplin konnten bis dato sämtliche Vorhaben ohne Zwischenfälle durchgeführt und somit auch die Rotationen aller Auslandskontingente sichergestellt werden.
Da das Hauptinteresse des höchsten Offiziers des Österreichischen Bundesheeres der Einsatzvorbereitung des UNIFIL-Kontingents galt, gab Obst Sandor Galavics (Kommandant Lehrabteilung) zuerst eine theoretische Übersicht in die Ausbildungsplanung, ehe es auf den Gefechtsübungsplatz Götzendorf zum Besuch von zwei Ausbildungsstationen ging.
Gemäß Dienstplan konnte General Brieger die Station „Demonstration“ und die C-IED (Counter Improvised Explosive Device) Ausbildung besichtigen. Der Einsatz von rund 40 Role Playern und von Sprengmitteln zeigte eindrucksvoll die einsatznahe Vorbereitung des Kontigents, welches sich derzeit noch in der Anlernphase befindet. Mit 17. Mai geht es dann in die Final Exercise (FinEx), bei der alle angelernten Techniken dann wie am Schnürchen klappen sollten, damit dem Kommando Streitkräfte das Ausbildungsende und die Einsatzbereitschaft des Kontingents gemeldet und die Verabschiedung durchgeführt werden kann.
Im abschließenden Debriefing betonte General Brieger seinen hervorragenden Eindruck von der Einsatzvorbereitung. „Es freut mich zu sehen, mit welchem Aufwand die Vorbereitung unserer Auslandskontingente betrieben wird. Dies spiegelt sich auch in der ausgezeichneten Reputation, die wir international genießen, wider. Und darauf können wir zurecht stolz sein.“
Schwerpunkt der Auslandseinsätze wird weiterhin der Westbalkan bleiben, allerdings rückt auch der afrikanische Kontinent vermehrt in den Blickpunkt des Geschehens, um mit Hilfe vor Ort Migrationsströme zu unterbinden.
Nach dem Eintrag ins Gästebuch und der Übergabe eines Erinnerungsgeschenks beendete der Chef des Generalstabs seine Dienstaufsicht in der Wüstengarnison.
Fotos: OStv Michael Smrt
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4 PCE
4-PCE Veranstalter
Die vier Länder, die Teil des 4-PCE sind, arbeiten Hand in Hand, um den teilnehmenden Offizieren ein höchst effektives Training zu geben. Die jährliche stattfindenden Kurse in den Niederlanden, Deutschland, der Schweiz und Österreich, werden von Teilnehmer aus der ganzen Welt besucht.
Im Untermenü finden Sie detaillierte Informationen über die Ausbildungs-Zentren.