Zusammengefügt, was zusammengehört
Am 14. Dezember, dem Gründungstag der Vereinigung Österreichischer Peacekeeper (VÖP), erfolgte in der Wallenstein Kaserne die Partnerschaftsbegründung mit dem AUTINT. Leider konnte aufgrund der restriktiven Coronabeschränkungen nur eine kleine, aber sehr hochkarätige Delegation der Vereinigung empfangen werden.
Partnerschaft bedeutet ja eine Beziehung auf Dauer einzugehen. Klingt gut, ist aber oft sehr schwierig einzuhalten, wie uns viele Beispiele lehren. Elisabeth „Liz“ Taylor etwa war acht Mal verheiratet, das AUTINT ist nun in einer fünften Partnerschaft verankert. Damit wurde fast schon Hollywood-Niveau erreicht. Doch ein Umstand unterscheidet unsere Partnerschaften wesentlich von der Traumfabrik, das AUTINT kann auch fünf Partnern ein treuer Verbündeter sein. Und diese enge Verbundenheit wird schon seit 40 Jahren mit der Wirtschaftskammer Steiermark, seit 32 Jahre mit CANON Österreich, seit 31 Jahre mit der UNIQA und seit 28 Jahren mit der Marktgemeinde Schönkirchen-Reyersdorf gelebt. Allerdings muss man auch anmerken, dass wir uns mit einem Partner, der OMV, nach langen Jahren trauter Zweisamkeit auseinandergelebt haben und seit einigen Jahren friedliche Stille herrscht. Leider war es aufgrund der Covid-Situation und den angeordneten strengen Vorgaben nicht möglich, Vertreter der bestehenden Partnerschaften zu diesem Festakt einzuladen.
Der Kommandant AUTINT, Obst Claus Amon, betonte in seiner Ansprache, dass sich zusammenfügt, was zusammengehört. Die Auslandseinsatzbasis ist die zentrale Drehscheibe für unsere Missionen, in der Ausbildung, Weiterbildung, die Anschlussversorgung und die Administration erfolgt und die Rotationen in die Einsatzräume durchgeführt werden. Ein ewig laufendes Rad, das nie stillsteht. Ein Rad, das aber jene Kameraden hervorbringt, die nach ihrem Einsatz ihre Erfahrung an die neuen Kontingente weitergeben und so helfen immer mit den aktuellsten Erkenntnissen aus den Einsatzräumen arbeiten zu können.
Gleichzeitig ist dieses Rad aber auch der Nährboden für unseren jüngsten Partner, um Mitglieder zu lukrieren und so die Gemeinschaft der Peacekeeper stetig zu erweitern. Partner sollten ja auch einige Gemeinsamkeiten haben, denn sonst wäre es ja statt einer Partnerschaft nur eine Zweckgemeinschaft. Und Gemeinsamkeiten gibt es genug. Obst Amon zitierte dazu einen Auszug aus §2 der Statuten der VÖP in dem steht: „Förderung der Kontakte und des Erfahrungsaustausches auf nationaler und internationaler Ebene zwischen Peacekeepern.“ Ein Satz, der aufgrund der hervorragenden Verankerung im Verbund der Internationalität auch für das AUTINT gilt.
Der Präsident der VÖP, Gen iR Mag. Günter Höfler, ging in seiner Ansprache auf die langjährige Erfahrung Österreichs in den internationalen Einsätzen ein und die hervorragende Reputation, die Österreich dabei genießt. Als Kommandant des 1999 neue aufgestellten Kommandos für Internationale Einsätze lag ihm natürlich auch die Historie der Garnison am Herzen, die für ihn immer eine militärische Heimat bleiben wird. Auch Höfler betonte, dass sich zusammenfügt, was zusammengehört und er drückte seine Freude aus, genau am Gründungstag der VÖP diese Partnerschaft eingehen zu können.
GenLt Mag. Franz Reißner würdigte die Partnerschaften als sichtbares Zeichen der Verbundenheit der österreichischen Bevölkerung mit ihren Streitkräften. Daher war es ihm eine besondere Freude, die von der Frau Bundesminister für Landesverteidigung, Mag. Klaudia Tanner, unterzeichnete Urkunde an Gen iR. Günter Höfler überreichen zu können. Reißner konnte aber auch noch eine weitere Auszeichnung durchführen, denn Bundespräsident Alexander van der Bellen verlieh Obst Claus Amon das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Abschließend blieb noch der Wunsch, viele gemeinsame Aktivitäten, mit dem Ziel den Auslandseinsätzen des Österreichischen Bundesheeres jenen Stellenwert zu geben, den sie verdienen durchzuführen!
Fotos: ÖBH/Wukoschitz
Im stillen Gedenken
Wenn die Herbstsonne bereits am frühen Nachmittag ihr Licht vergräbt, wird es Zeit an die Verstorbenen zu denken, deren Licht ebenfalls erloschen ist. Für das AUTINT ist es eine Selbstverständlichkeit dies mehrmals jährlich zu tun, einerseits am 29. Mai, dem International Day of UN-Peacekeepers, und andererseits zu Allerheiligen und Allerseelen.
Aufgrund von Renovierungsarbeiten in der Stiftskirche erfolgte das Totengedenken mit Kranzniederlegung diesmal ausnahmsweise beim Denkmal für die im Auslandseinsatz Verstorbenen in der Wallenstein Kaserne in Götzendorf. Dabei wurde natürlich auch an alle von uns gegangenen Bediensteten die Erinnerung lebendig gehalten und ihrer gedacht. 52 Soldaten sind bis dato nicht mehr lebend aus dem Auslandseinsatz in die Heimat zurückgekehrt. Bei über 120.000 Entsendungen eine scheinbar kleine Zahl, doch für deren Angehörige und Freunde ein unersetzbarer Verlust. Leider war es aufgrund der vorherrschenden Covid-Situation auch in diesem Jahr nicht möglich ihre Familien und ehemalige Kameraden einzuladen.
Der Leiter der Direktion 1, GenLt Mag. Franz Reißner, betonte in seiner Rede, dass wir sie nie vergessen und er versicherte die Verstorbenen in ewiger Erinnerung zu halten. Reißner dankte aber auch dem AUTINT für seine exzellente Ausbildungsarbeit, die realitätsnah auf Gefahrensituationen in den Missionen eingeht und so den bestmöglichen Schutz für die Soldatinnen und Soldaten gewährleistet. Man werde und kann den Verstorbenen nicht jeden Tag gedenken, doch es gibt eben jene speziellen Anlässe, an denen sie ihm Mittelpunkt unserer Gedanken stehen. Und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.
Diakon Andreas Binder sprach die Worte der Geistlichkeit und nahm im Anschluss daran die Segnung der Kränze vor. Der Präsident der Vereinigung Österreichischer Peacekeeper, Gen iR Mag. Günter Höfler, nahm gemeinsam mit Vzlt iR Vzlt Alfred Stechauner stellvertretend für alle Mitglieder am Gedenken teil und legte für die Vereinigung den Kranz nieder.
Nach der Segnung der Kränze erklang das Lied vom „Guten Kameraden“ gespielt von einem Ensemble der Militärmusik Burgenland. Mit einem gemeinsamen Mittagessen fand das Totengedenken seinen Ausklang.
Fotos: ÖBH/Wukoschitz
Von rechtschaffenen Offizieren und herzhaften Speisen
Es ist schon langjährige Tradition, dass das Team der Betreuung & Öffentlichkeitsarbeit der Auslandseinsatzbasis einen Partner- und Künstlerwandertag organisiert, um den Angehörigen der Partnerverbände die Möglichkeit zu geben, eine aktive Partnerschaft zu leben und den Kontakt mit den „Künstlerinnen und Künstlern im Einsatz für den Frieden“ zu intensivieren. Im Vorjahr der Covid-Lage zum Opfer gefallen, konnte in diesem Jahr wieder gemeinsam „gewandert“ werden. Die äußerst strapaziöse Marschroute führte dabei zu einer echten Institution des Österreichischen Bundesheeres, an die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt.
Rund 50 Teilnehmer konnten von Obstlt Gekle vor der Burg begrüßt werden, ehe der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Akadamie, Obst Hannes Kerschbaumer, das Kommando übernahm und die in einem Sternmarsch aus Zeltweg, Wien, Graz, Götzendorf und Eisenstadt angereisten Teilnehmer zu einer dringend benötigten Erfrischung in den Clubraum führte. Dort erfolgte dann auch die offizielle Begrüßung durch den Leiter der Stabsarbeit, Obst Thomas Holzbauer. Zwei hochmotivierte Führer scharrten bereits in den Startlöchern, um den wissbegierigen Besuchern die Geschichte ihrer Burg in heiter-humorvoller Art näher zu bringen.
Von der Burg zur Akademie
Gegründet wurde die Militärakademie unter Maria Theresia am 14. Dezember 1751 mit dem Auftrag „Mach’ er mir tüchtige Offiziere und rechtschaffene Männer darauß“ an den ersten Kommandanten Feldmarschall Leopold Joseph von Daun. Sie ist somit die älteste aktive, durchgängig der Offiziersausbildung gewidmete Militärakademie der Welt. Mit ihrer über 800 Jahre langen Geschichte zeugt die Burg von Wiener Neustadt auch von vielen historischen Ereignissen aus der Geschichte Österreichs.
Errichtet als Festung, stieg sie zur Kaiserresidenz auf. Sie ist die Geburtsstätte von Kaiser Maximilian I. und birgt auch dessen Grab. In der Zeit der Regentschaft Herzog Friedrich II., der Streitbare, (1230 - 1246) wurde an der Südost-Ecke der Stadt eine Zitadelle mit vier Türmen errichtet. Die erste urkundliche Erwähnung dieser Befestigungsanlage erfolgt im Jahr 1260 als 490 Jahre vor ihrer Bestimmung als Militärakademie.
Erdbeben & Blütezeit
Die Erdbeben in den Jahren 1348 und 1356 zerstören die Babenberger-Burg. Leopold III. von Habsburg lässt eine neue Burg errichten. Der noch erhaltene Schlussstein im ehemaligen Kapellengewölbe im Oststrakt zeigt die Jahreszahl 1379. Ihre Blütezeit erleben die Stadt Wiener Neustadt und die Burg im 15. Jahrhundert, als sie Kaiser Friedrich III. viele Jahrzehnte hindurch als Residenz diente. In dieser Zeit entstanden auch die heutige St.-Georgs-Kathedrale und die Wappenwand.
Die Burg sah im Wesentlichen schon damals aus wie heute, hatte allerdings vier Ecktürme. 1529 entstanden an der Burg durch die Türkenbelagerung schwere Schäden. 1608 und 1616 verwüsteten Brände die Burg. Am 14. Dezember 1751 wurde die Burg schließlich ihrer heutigen Bestimmung zugeführt. Kaiserin Maria Theresia bestimmte die Burg als Ort für das von ihr gegründete "adelige Kadettenhaus".
Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 kam es in Wiener Neustadt zu einer Konzentration kriegswichtiger Industrie. Dies führte dazu, dass Wiener Neustadt im Zweiten Weltkrieg nahezu vollständig durch Bomben zerstört wurde. Beim Wiederaufbau in den Jahren 1946 bis 1959 wurde die historische Form wiederhergestellt. Im Dezember 1958 konnte die Militärakademie den Ausbildungsbetrieb in der Burg wiederaufnehmen.
14 Wappen und eine Frau
Im Burghof blickten die Besucher gebannt auf die Wappenwand, die Friedrich III. in Sandstein hauen ließ. Insgesamt 102 Wappen! Mit diesen wollte Friedrich III. seine Abstammung von historischen bzw. biblischen Personen belegen. Neben 14 "echten" Wappen finden sich deshalb dort auch 88 Fantasiewappen von erfundenen Vorfahren. Heute würde dies wohl als Fake News bezeichnet werden.
Mit Staunen wurde auch die Geschichte von Francesca Scanagatta zur Kenntnis genommen, die als Mann verkleidet ab 1794 die Offiziersausbildung durchlief. Da ihr Bruder Giacomo keinen Bock auf ein Soldatenleben hatte, tauschten die Geschwister einfach die Rollen. Francesca Scanagattas wohnte außerhalb der Akademie weshalb ihr Geheimnis unentdeckt blieb. Nach ihrer Beförderung zum Leutnant beendete sie ihre militärische Karriere. Als Kaiser Franz II. schließlich davon erfuhr, gewährte er der „Frau Leutnant“ sogar eine Pension.
Zwischen Himmel und Erde
Ein weiteres Highlight der Führung war der Besuch der St. Georgs-Kathedrale. In ihr befinden sich sowohl das Taufbecken als auch das Grab von Maximilian I. Da er zwischen Himmel und Erde bestattet werden wollte, baute man die Kathedrale im ersten Stock der Burg. Und so fuhren seinerzeit unter ihr die Fuhrwerke ein und aus während oberhalb Messen gelesen wurden. Und das, obwohl man dem Kaiser weder besondere Frömmigkeit noch übermäßige Demut unterstellen konnte.
Wie er geliebt, gefeiert und gekämpft hat, erzählt den Besuchern eine digitale Bildergalerie, die tief in die Gewölbe der Burg hineinführt. Sie begleitet Maximilian auf seinem Weg vom letzten Ritter zum ersten Kanonier und verweist augenzwinkernd auf seine Rolle als Social-Media Star des Spätmittelalters.
Offiziersausbildung der Gegenwart
Was Frauen und Männer erwartet, die sich heutzutage der Offiziersausbildung unterziehen, bildete einen weiteren Höhepunkt der Burgführung. Auf einer Großbildleinwand entrollen sich die Höhepunkte der wohl vielseitigsten Berufsausbildung, die Österreich zu bieten hat. Fallschirmspringen und Führungstraining, Kampf und Kameradschaft, Taktik und Teamgeist. Großes Kino, hochprofessionell gefilmt und in Szene gesetzt. Und, ja, wir geben es gerne zu: Werbung für einen der schönsten Berufe, die es gibt.
Sichtlich beeindruckt verabschiedeten sich die Gäste von dieser Offiziersschmiede, die auf eine Jahrhunderte alte Tradition zurückblicken kann und die mit Recht als echte Institution des Österreichischen Bundesheeres bezeichnet wird.
Heurigenspeis‘ und Instrumentenklang
Um die Strapazen der Wanderung einigermaßen zu lindern, wurde im Genussbauernhof Böhm in Katzelsdorf Rast gemacht. Dort warteten schon das gut gekühlte Hausbier, der obligatorische weiße Spritzer und monströse Heurigenplatten auf die müde Gesellschaft. Nach der Stärkung gab es für die Musiker kein Halt mehr und es wurde zu den Instrumenten gegriffen. Bernd Kurek, die Gruppe Grodaus mit Thomas Techt und Manfred Gollenz ließen ihre Gitarren erklingen, das Legenden Trio mit Alpski Kvintet Chef Janez Per begeisterte mit einem wunderbaren Zusammenspiel von Harmonika, Gitarre und Bassbaritonhorn. Zu späterer Stunde griff auch noch unser Ex-UNIQA Betreuer Mag. Andreas Engelmeier zur Gitarre, um gemeinsam mit Bernd Kurek internationale Hits zum Besten zu geben. Für den krönenden Abschluss eines wunderbaren Partner- und Künstlerwandertags sorgte schließlich die heimliche Hymne Österreichs. Gemeinsam wurde „I am from Austria“ angestimmt, das Ergebnis war überwältigend und konnte sicher von halb Katzelsdorf wahrgenommen werden.
Glücklich und zufrieden wurde nach einem äußerst herzlichen Abschied die Heimfahrt angetreten, in der Gewissheit im nächsten Jahr wieder aufeinander zu treffen. Doch dann werden es andere Töne und Klänge sein, die lautstark durch die Lüfte hallen, steht doch der Besuch der AirPower22 am Programm!
Fotos: Vzlt Werner Wukoschitz/ÖBH
Sonderwaffenübung der Abteilung CIMIC (Civil-Military Cooperation) in GRAZ
Die Abteilung CIMIC der Auslandseinsatzbasis führte vom 12. Juli bis zum 16. Juli 2021 eine Sonderwaffenübung (SWÜ) durch. Ziel dieser Übung war es die Einsatzbereitschaft des Milizpersonals in der jeweiligen Einsatzfunktion im Fachbereich CIMIC aufrecht zu erhalten bzw. weiter zu entwickeln.
Eine so wie ursprünglich geplante, gemeinsame Übung mit den slowenischen und ungarischen Streitkräften blieb uns CORONA-bedingt leider versagt.
Nichtsdestotrotz nahm die Abteilung CIMIC diese SWÜ zum Anlass eine neue Übungslage zu evaluieren. Abweichend vom Übungsszenario der vergangenen Jahre wo zumeist ein im Einsatzraum eingetretenes Naturereignis im Mittelpunkt stand, basierte die Übungsanlage in diesem Jahr auf einen „Ersteinsatz“ im Rahmen der ausgelösten EU-Battlegroup (EU-BG).
Grund für die Auslösung der EU-BG war ein Hilferuf eines Staates unter Bezug auf die internationale Beistandspflicht um einen bevorstehenden Genozid in einer bestimmten Region zu vermeiden
Zeitlich begann die Lage für die Teile von CIMIC unmittelbar nach Beendigung des Angriffs auf ein Kerngebiet zu greifen. Dies bedeutete, dass sowohl die eigene Einsatzführung im Rahmen des Angriffes nicht mehr beeinflusst werden konnte aber auch die Zivilbevölkerung noch nicht informiert werden konnte.
So wurden die Kameraden der Miliz mit folgenden Herausforderungen konfrontiert:
- Bereits verursachte Kollateralschäden im Einsatzraum
- Bereits zerstörtes Kulturgut
- Ein bereits provisorisch errichtetes Flüchtlingscamp
- Unklare Kräfteverhältnisse im Raum
- Unklare (zivile) Führungsverhältnisse im Raum
- Unklare Gesamtlage hinsichtlich PMESII
Eingebettet im Rahmen der EU-BG war es nun die Aufgabe des Teams die politische, militärische, wirtschaftliche und soziale Situation sowie auch die Situation bezüglich der Informationslage und der Infrastruktur (PMESII) im Einsatzraum zu erfassen und gemäß einem vorgegebenen Format so grafisch aufzubereiten, dass diese Informationsflut kompakt und mit ersten Folgerungen versehen im Rahmen eines Lagevortrages zur Unterrichtung (LVU) an den J9 vorgetragen werden konnte.
Im Rahmen des LVUs, welcher zugleich den Höhepunkt der Übung darstellte, wurde also ein erster Beitrag zur Erfassung des aktuellen zivilen Lagebildes vor Ort geliefert.
Somit wurde eine der drei Kernaufgaben von CIMIC, nämlich die „Unterstützung der eigenen Kräfte“, in diesem Fall durch die Beitragsleistung zum zivilen Lagebild, auch schon erfüllt.
Die beiden anderen Kernaufgaben „Unterstützung der nicht-militärischen Akteure und des zivilen Umfeldes“ und „Liaison“ spielten im Verlauf der gesamten Übungswoche aber eine nicht minder untergeordnete Rolle. So wurde durch das CIMIC-Team rasch erkannt, dass die Verbindung zu und die Gespräche mit den unterschiedlichsten sich im Raum befindlichen Akteuren für ein gesamtheitliches ziviles Lagebild unerlässlich ist.
Es wurde aber auch rasch erkannt, dass gerade diese Funktion der sogenannten Liaison und der damit verbundene Status des „Bindegliedes“ zwischen verschiedenen „Welten“ reizvoll für so manchen nicht-militärischen Akteur ist, sich dieses „tools“ zu bedienen. Die jeweilige Herausforderung bestand darin zu prüfen was denn der eigentliche Antrieb hinter den gestellten Forderungen oder gemachten Angeboten war. Es galt herauszufinden, wem diese Absichten eigentlich nützen sollten und dabei zu evaluieren ob den eine allfällige Unterstützungsleistung überhaupt im Sinne der eigenen Kräfte sei.
Zusammenfassend, kann festgehalten werden, dass diese SWÜ von allen Übungsteilnehmern, in diesen eingeschränkten CORONA-Zeiten von allen Übungsteilnehmern als eine sehr willkommene Abwechslung empfunden wurde. Die Abteilung CIMIC freut sich schon auf das nächste Zusammentreffen mit den Milizkameraden und hofft, dass die nächste Übung wieder mit internationaler Beteiligung durchgeführt werden kann.
Grafik: Mjr HIERZER, Bilder: OStv RUHS.
Österreich und Afrika
Das Ziel der European Union Training Misson Mali (EUTM) ist es, die malischen Streitkräfte (Forces Armées et de Sécurité du Mali - FAMa) und die Sicherheitskräfte so vorzubereiten, dass sie durch die militärische Beratung und mit der absolvierten Grundausbildung gegen islamistische Milizen in der eigenen Region vorgehen können. Weiters sollen neben der Wiederherstellung der staatlichen Kontrolle vor allem die Bereiche Gender und humanitäres Völkerrecht gestärkt werden. Zu betonen ist, dass die EUTM Mali selbst nicht in die Kampfhandlungen im Norden des Landes einbezogen ist.
Bisher konnten von Kampftruppen bis hin zu Kompaniekommandanten und Ausbildnern zirka 15.000 malische Sicherheitskräfte im Koulikorou Training Centre (KTC) ausgebildet werden. Trainiert wird auch an anderen mobilen Standorten wo neben Trainings auch Sonderausbildungen wie etwa zum Fliegerleitoffizier oder zum Scharfschützen durchgeführt werden. Momentan wird ein neues Ausbildungscamp im Norden Malis durch die Deutsche Bundeswehr gebaut.
Organisation
Neben Deutschland, Spanien und dem Vereinigten Königreich sind noch 25 weitere Nationen an der Trainingsmission beteiligt. Mission Force Commander ist der deutsche Brigadegeneral Helmut Jochen Deuer – von Juni bis Dezember 2019 war es Brigadier Christian Habersatter, der Kommandant der 3. Jägerbrigade. Das Hauptquartier befindet sich in Bamako.
Neben EUTM Mali sind noch weitere Missionen in dem Staat eingesetzt: die UN-Friedensmission MINUSMA (größte Mission in Afrika), MISAHEL der Afrikanischen Union, die zivile EU-Mission EUCAP Sahel Mali sowie die französische Opération Barkhane.
Seit 2016 ist Österreich neben 55 anderen Staaten auch an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmisson der Vereinten Nationen (MINUSMA) beteiligt und wirkt dort zur Durchsetzung folgender Aufgaben mit: Schaffung eines sicheren Umfeldes für die Leistung von humanitärer Hilfe, Stabilisierung wichtiger Bevölkerungszentren, Unterstützung der Wiederherstellung der staatlichen Autorität.
Einsatzvorbereitung
Die sechseinhalbwöchige Einsatzvorbereitung für das Mali-Kontingent wird derzeit in Götzendorf von der Lehrabteilung der Auslandseinsatzbasis durchgeführt. „Wir arbeiten bei der Ausbildung dieses Kontingents eng mit anderen Truppenkörpern zusammen. Etwa mit dem Jägerbataillon 33 in Zwölfaxing, wo eine zweiwöchige Ausbildung an der Waffenstation des Husars durchgeführt wird“, erklärt Mjr Lukas Huber, Ausbildungsleiter. Dabei lernen die neun Rotanten auch, wie das Fahrzeug bedient wird, da es zum Schutz des gesamten Teams gehört.
Weitere wichtige Bausteine der sehr vielfältigen Ausbildung sind die Sprachausbildung, die erweiterte Selbst- und Kameradenhilfe, das Verhalten bei Geiselnahme, das Erkennen von Minenbedrohungen und ein spezielles Szenarientraining. Schaut man sich diese Elemente näher an, dann ist sofort die von Mjr Huber angesprochene enge Kooperation mit anderen Dienststellen erkennbar.
Das Sprachinstitut ist für die Grundkenntnisse der französischen Sprache sowie den „Dialekt“ Bambara, die in Mali Standard ist, verantwortlich. Viele malische Soldaten sprechen nur Bambara, daher wird bereits während der Einsatzvorbereitung mit Dolmetschern trainiert, welche sich als sogenannte „Local Employee“ im Einsatzraum direkt im Team befinden. Bei der interkulturellen Einweisung wird durch einsatzerfahrenes Personal von PSYOPS auf kulturelle Gepflogenheiten eingegangen, bei einer einsatzraumspezifischen Einweisung wird vom Heeresnachrichtenamt und vom Abwehramt ein Überblick über die Risiken und die Sicherheitslage gegeben. Radikale sowie terroristische Gruppierungen, die Minenlage und das organisiertes Verbrechen im Einsatzraum stehen dabei im Fokus der Unterrichte.
Weiters gibt es neben der vertiefenden Schießausbildung (Trupp-Gefechtsschießen, Absetz-Reaktionsdrill) noch ein so genanntes Fremdwaffenschießen mit der AK-47 (Kalaschnikow) in Felixdorf, für welches das Amt für Rüstung und Wehrtechnik verantwortlich zeichnet und Schießausbildner des Jagdkommandos (JaKdo). Bei der AK-47 handelt es sich um das Sturmgewehr der malischen Armee. Darüber hinaus erfolgt auch noch das Schießen mit einer Vorderschaft Repetierflinte, einer so genannten „Pump-Gun“.
Und da der Einsatz auf einem fremden Kontinent stattfindet, spielt natürlich auch die Gesundheit eine große Rolle. Ein Arzt, zumeist vom JaKdo, klärt hier über die speziellen medizinischen Risiken, die vor allem aus der Tierwelt (Schlangen, Skorpione, etc.) kommen, auf. Erst wenn all diese Hürden absolviert wurden, geht es am 11. August mit einer Zwischenstation in Köln und voraussichtlich Paris nach Bamako. Üblicherweise beträgt die Einsatzdauer sechs Monate mit der Möglichkeit zur Verlängerung.
Ausbildungsleiter Mjr Lukas Huber merkt dazu an, dass die bereits geimpften neun Rotanten während der Ausbildung fast keine COVID Einschränkungen treffen. Vor der Entsendung findet dennoch eine Kasernierung in der Dauer von 10 Tagen sowie ein PCR Test statt, um die höchstmöglichen Sicherheitsvorkehrungen treffen zu können.
Dazu gehört auch die generelle Sicherheit des gesamten Teams. Aufgrund der bürgerkriegsähnlichen Zustände in Mali ist das Verlassen des Camps nur mit einer sogenannten Force Protection möglich. Diese wird zumeist von Soldaten aus Spanien oder Tschechien gestellt. Da durch laufende Konflikte eine reale Bedrohung besteht, werden die österreichischen Soldaten ebenso in Notwehr/Nothilfe ausgebildet, um sich selbst im Anlassfall verteidigen zu können. Ebenso findet auch die Sere A-Ausbildung statt. Hierbei lernt man zu überleben und sich einsatzraumspezifisch bei einer Abschottung am Leben zu halten, bis es zu einer Evakuierung kommt.
Beweggründe für einen Auslandseinsatz in einem Land mit einer relativ hohen Bedrohungsstufe sind die Unterstützung der malischen Armee in der Ausbildung und auch das Kennenlernen eines anderen Kontinents. Neben den Trainingsteams und den administrativen Positionen gehen heuer auch mehrere Sonderfunktionen beispielsweise in den Bereichen Zollabwicklung und Administration in den Einsatz, da ab Dezember mit Bgdr Mag. Christian Riener wieder ein Österreicher Force Commander dieser Mission ist.
Lt Sarah König
Ref Massenmedien
Auslandseinsatzbasis
Fotos: ÖBH
Quellen:
https://www.bundesheer.at/ausle/mali/index.shtml
https://www.bundesheer.at/ausle/mali/pdf/info_minusma.pdf