OSCE Monitor-Ausbildung im AUTINT
Vor rund einem Jahr wurde das AUTINT mit der Ausbildung der OSCE-Monitore für die Ukraine (SMMU: Special Monitorin Mission Ukraine) beauftragt. Grund dafür waren die äußerst unerfreuliche Nachrichten von den Separationsbestrebungen im Osten des Landes. Trotz intensiver Verhandlungen auf dem diplomatischen Bankett und verhängten EU-Sanktionen gegenüber Russland sind die die Fronten nach wie vor verhärtet. Eine Situation die vor allem die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) fordert. Seit Mitte März operiert die OSZE in der Ukraine, die ursprüngliche Anzahl von 30 zivilen Monitoren wurde sukzessive erhöht, bis zu 800 können es in weiterer Folge werden.
Im AUTINT wurden seit Beginn der Ausbildung am 10. November 2014 349 Monoitore aus 43 Nationen für ihre Aufgabe vorbereitet. Bis zum 5. Dezember 2015 folgen noch drei weitere Ausbildungswochen, 2016 stehen insgesamt 16 Ausbildungsgänge am Programm.
Für den Kommadanten des AUTINT, Obst Claus Amon, ist die Entscheidung der OSCE die Ausbildung im AUTINT auch im kommendne Jahr fortzuführen ein Beweis für die Kompetenz und Leistungsfähigkeit des Ausbildungspersonals, das Erfahrungen aus Einsätzen in allen Teilen der Welt mitbringt. „Es erfüllt mich mit Stolz, dass die österreichische Drehscheibe für internationale Einsätze mit dieser Aufgabe betraut wurde. Bereits in den vergangenen Jahren haben wir durch unsere konsequente Arbeit im Bereich der internationalen Zusammenarbeit und dem damit verbundenen engen Schulterschluss mit den Trainingszentren in Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz zu Fo(u)r Peace Central Europe eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte im Bereich der Friedensunterstützenden Operationen schreiben können“, so Amon.
Die Kursteilnehmer müssen in relativ kurzer Zeit – fünf Tage – auf die zu erwartenden Verhältnisse in der Ukraine vorbereitet werden. Und diese sind im Einsatzraum extrem herausfordernd, da immer wieder Kämpfe aufflammen. Bis in die Nachtstunden werden daher Communications Procedures, Fahrten im schwierigen Gelände, der Umgang mit Medien, Erste Hilfe, Mine Awareness und vor allem Monitoring Tasks and Procedures geübt. Für den Leiter der Lehrabteilung im AUTINT, Obst Sandor Galavics, bedeutet dies „die fundierte Vorbereitung von Monitoren aus dem militärischen, polizeilichen und zivilen Leben auf eine äußerst schwierige Aufgabe, in einem Gebiet, für das zwar mit dem Memorandum von Minsk die Einhaltung eines Waffenstillstandsabkommens beschlossen wurde, das jedoch auf sehr fragilen Beinen steht.“
Im Bereich der Monitoring Tasks and Procedures liegt das Schwergewicht in der Verhandlungs- und Gesprächsführung, den Patrouillenfahrten verbunden mit dem Beobachten des Verantwortungsbereiches, dem richtigen Einsatz von Dolmetschern und dem Umgang mit lokalen Führern. Höhepunkt der Ausbildung ist die Final Exercise am Freitag, bei der den Teilnehmern bis in die beginnenden Stunden des Abends sämtliches Erlerntes und Antrainiertes abverlangt wird. Unter anderem auch die kritische Situation einer Anhaltung mit einer simulierten Geiselnahme der Monitore, so wie es in der Konfliktzone schon vorgekommen ist. Das Verhalten unter Beschuss oder die Belagerung durch „lästige“ Medienvertreter, die zu ihren Schlagzeilen kommen wollen. Daneben muss in unbekanntem Gerlände noch richtig orientiert werden, Verhandlungen müssen friktionsfrei über die Bühne gebracht werden und Erste Hilfe ist zu leisten.
Unterstützt wird das AUTINT bei dieser Ausbildung durch internationale Mitarbeiter der OSZE die sowohl im administrativen Bereich als auch im Trainingsbereich zum Einsatz kommen. Von Götzendorf geht es für die Monitore anschließend nach Kiew, wo sie in einem „Induction Training“ vor Ort geschult werden, ehe es zu den Teambases in das Einsatzgebiet geht.
Für alle involvierten Mitarbeiter des AUTINT ist die Ausbildung eine herausfordernde Aufgabe, die allerdings für die Reputation des Standortes Götzendorf sowie Österreichs Rolle im Rahmen der internationalen Solidarität als äußerst positiv bewertet werden muss.
Obstlt Helmut Gekle
Fotos: Vzlt Werner Wukoschitz
Military Expert on Mission
Military Expert on Mission
Mit 1. September begann im Austrian Armed Forces International Centre (AUTINT) in Götzendorf der zweite Military Expert on Mission Course (MEoMC). Dieser Kurs wurde erstmalig zu Beginn des heurigen Jahres durchgeführt und hat das Ziel auf das immer komplexer werdende Umfeld und die damit verbundenen vielschichtigen Aufgaben einer Friedensunterstützenden Operation best möglich vorzubereiten.
Der Kommandant AUTINT, Obst Claus Amon, zieht nach der Durchführung des ersten Kurses folgendes Resumee: „Man kann diesen Kurs als äußerst effizient und zielführend bezeichnen. Und das nicht nur aus der Sicht des AUTINT sondern auch aufgrund des eingeforderten Feedbacks, das wir bekommen haben. International erfährt dieses Ausbildungsmodul bereits große Aufmerksamkeit, der Idee dieser „Integrierten Ausbildung“ kommt großes Interesse entgegen, dies zeigt sich etwa in den qualifizerten Erfahrungsaustauschen mit anderen Trainingscentren, die andenken dieses System auch zu übernehmen. Das Wichtigste in diesem Bereich ist jedoch, dass wir den Weg der national und international integrierten Ausbildung intensivieren. Das bedeutet, die nationale militärische, zivile und polizeiliche Kompenente muss grenzüberschreitende internationale Ausbildung erfahren, um weltweit mit einer Sprache sprechen zu können.“
Experts on Mission
Der Kurs fasst die Fachausbildungen für Verbindungs- und Beobachtungsteams (LOT/LMT), Field HumInt, CIMIC und PSYOPS zu einem gemeinsamen Ganzen zusammen. Mit der Verknüpfung von Elementen der unterschiedlichen Ausbildungsgänge sollen Experten der jeweiligen Fachrichtungen ausgebildet werden, die ein, über ihr Fachgebiet hinausgehendes, gesamtheitliches Verständnis aufweisen, um in besagtem, komplexen Umfeld moderner Friedensunterstützender Einsätze bestehen zu können. Die einzelnen „Expert on Mission“ Courses (EoMC) decken mit den jeweiligen Fachrichtungen auch unterschiedliche militärische (Führungs-)Ebenen ab und vermitteln dem Kursteilnehmer dadurch das Verständnis für das Zusammenwirken der einzelnen Elemente und Ebenen sowie die Notwendigkeit innovativen Denkens und Arbeitens.
Basismodul
Mit dem in allen „Expert on Mission“- Fachkursen abgebildeten Grundlagenmodul sollen einheitliche Wissensgrundlagen und Basis-Kompetenzen vermittelt werden, Verständnis für die Fachbereiche der EoMC geschaffen sowie Schnittpunkte bzw. Nahstellen der einzelnen Aufgabengebiete und Querschnittsmaterien dargestellt werden. Im daran anschließenden fachspezifischen Ausbildungsmodul werden die Kernkompetenzen und Expertisen der jeweiligen Fachrichtung vermittelt und im Rahmen einer integrierten Abschlussübung unter Zugrundelegung eines gemeinsamen Szenarios, zum Zusammenwirken gebracht.
Vier Fachbereiche
Alle Fachbereiche zeichnen sich durch regelmäßigen Kontakt zur lokalen Bevölkerung und verschiedensten Entscheidungsträgern sowie einer weitgehend selbständigen Arbeitsweise und einem hohen Maß an Auftragsorientierung aus. Um das, für die Aufgabenerfüllung in diesen Bereichen, notwendige Einfühlungsvermögen und die Sensibilität sowie die analytische Fähigkeiten auszuprägen werden in theoretischen Lektionen und praktischen Übungen, Techniken der Gesprächs- und Verhandlungsführung unter Berücksichtigung kultureller, genderbezogener und geschichtlicher Sensibilität vermittelt.
Im Ausbildungsmodul Liaison, Coordination, Cooperation (LCC) werden die notwendigen Kompetenzen für den Einsatz in einem Liaison Observation – oder Liaison Monitoring Team (LOT/LMT) bzw. der Funktion eines Verbindungsoffiziers eines (multi)nationalen Organisationselementes vermittelt. Das Halten von Kontakt (Liaison) zur Zivilbevölkerung des Einsatzlandes, lokalen Entscheidungsträgern und zu Internationalen- bzw. Nichtregierungs-Organsiationen (NGOs) dient der Informationsgewinnung über den Einsatzraum und damit zur Sicherstellung eines umfassenden Lagebildes. Dieses Lagebild dient zum einen dem Truppenschutz und zum anderen der effektiven Einsatzführung der gesamten Mission.
Neben den durch Liaison gewonnen Informationen, zielt die Fachrichtung Field Human Intelligence (FHUMINT) explizit auf die Informationsgewinnung durch menschliche Quellen (international als HUMINT bezeichnet, engl. für Human Intelligence) ab.
Diese Form der Gesprächsaufklärung zeichnet sich nicht nur durch die auftragsgemäße Gewinnung von Informationen sondern auch deren rascher Bereitstellung in aufbereiteter Form aus.
Die im Rahmen dieses Ausbildungsmodul vermittelten Inhalten sollen dem Kursteilnehmer die Vorraussetzungen für einen Einsatz im Ausland als Gesprächsaufklärer im multinationalen Umfeld vermitteln. Im Gegensatz zur „nachrichtendienstlichen Gesprächsaufklärung“ ist diese Tätigkeit jedoch auf die offene Informationsgewinnung von menschlichen Quellen ausgerichtet.
Während der Bereich LCC auf Liaison zu verschiedensten Stellen primär zur Informationsgewinnung bzw. -weitergabe spezialisiert ist, deckt die Civil-military co-operation (CIMIC) ein breiteres Aufgabenspektrum ab und nützt die Kooperation und Koordination zwischen zivilen Einrichtungen und militärischen Elementen um, beispielsweise durch die Vermittlung von Wiederaufbauprojekten, Beratung lokaler Administrationen etc., stabilisierend auf den Einsatzraum einzuwirken und damit ebenfalls dem Truppenschutz zu dienen.
Im Ausbildungsmodul CIMIC sollen ein genereller Überblick über die für den Einsatz relevanten TTP`s (Tactics, Techniques and Procedures) verschafft, sowie die Kursteilnehmer gezielt auf die zu erwarteten Aufgaben unter Berücksichtigung kultureller Aspekte vorbereitet werden.
Psychologische Operationen/Psychological Operations (PSYOPS) sind geplante, kulturell angepasste, wahrheitsgemäße und mit der militärischen Einsatzführung synchronisierte psychologische Informationsaktivitäten. Im Rahmen dieser Aktivitäten werden Methoden der Kommunikation (Printmedien, Radio- und TV-Übertragungen, Internetauftritte etc.) eingesetzt um die Wahrnehmung, Einstellung und das Verhalten von festgelegten Zielgruppen zu beeinflussen und dadurch die militärische Einsatzführung zu unterstützen. Das Ausbildungsmodul PSYOPS stellt die Grundvorraussetzung für die Erfüllung derartiger Aufgaben im nationalen bzw. internationalen Umfeld dar.
Hptm Mag.(FH) Markus C. Martitsch
Foto: Vzlt Werner Wukoschitz
Qualifizierter Befragerkurs Field Human Intelligence
Vom 28. April bis 14. Mai 2014 fand im AUTINT in Götzendorf der 4. Qualifizierte Befragerkurs/FHUMINT (4th Interrogation Course/PSO) statt. Neun Kursteilnehmer wurden durch einen binationalen Ausbilderstab in die Feinheiten verschiedener Befragungsmethoden eingeführt.
Wenn man das Wort Befragung hört, assoziieren damit die meisten Menschen die Begriffe Verhör, Folter, Abu Ghraib und Bagram, ebenso tauchen die Bilder von malträtierten Menschen, Szenen aus der Serie „24“ oder aus Filmen wie „Zero Dark Thirty“ usw. vor unserem inneren Auge auf.
Das österreichische FHUMINT-Personal wendet in keinster Weise „harsche Befragungsmethoden“ an und die Grundlage seines Handelns bilden die 3. Genfer Konvention und die Europäische Menschenrechtskonvention. Jedoch sind natürlich List und Täuschung sehr wohl Bestandteil der Befragungsmethoden (Hans Joachim Scharff, der Chef-Befrager der deutschen Luftwaffe ab 1941, wurde ohne Gewalt und alleine mit Listen und Täuschungen zu einem der erfolgreichsten Befrager der deutschen Luftwaffe im 2. Weltkrieg). Es gibt genügend Beispiele die zeigen, dass ein Befragungserfolg sehr wohl ohne „harsche Befragungsmethoden“ erreicht werde kann. Und auf dieser Basis werden die zukünftigen Befrager des FHUMINT-Personals ausgebildet.
Die qualifizierte Befragung ist eine der fünf Einsatztechniken, die von FHUMINT-Personal angewandt werden. Zielorientierte qualifizierte Gesprächsaufklärung, Objekt-, Raum- und Wegbeschreibung, Gezielte Beobachtung und das Sichten und Auswerten von Material und Dokumenten sind die vier anderen Einsatztechniken, die im Rahmen des Military Experts on Mission Course/Field Human Intelligence (MEomC/FHUMINT), sozusagen im Basiskurs, vermittelt werden. Nach einem positiv absolvierten Basiskurs ist für den Kursteilnehmer eine Verwendung im Auslandseinsatz im Rahmen eines FHUMINT-Elements vorgesehen. Nach dem Auslandseinsatz hat der/die SoldatIn die Berechtigung, an der weiteren Spezialausbildung zum Befrager teilzunehmen (des Weiteren sind dann Ausbildungen im Bereich Analyse/Auswertung und Widerstand gegen Befragung vorgesehen).
Die enge Kooperation des AUTINT mit den Feldnachrichtenkräften der deutschen Bundeswehr wurde auch dieses Mal fortgeführt; bei diesem Kurs unterstützte ein dreiköpfiges Instruktorenteam des Aufklärungsbataillons 13 aus Gotha die Ausbilder des BerFHUMINT.
Doch warum Befragung? Warum FHUMINT? Wir haben doch das Counter Intelligence Element im Einsatzraum und die National Intelligence Cell?
Beide Elemente werden national geführt, das heißt, der Kommandant der Force kann nicht unmittelbar auf diese Elemente zugreifen.
Im Unterschied dazu ist das FHUMINT-Personal direkt dem J2X der jeweiligen Force unterstellt und trägt somit, neben den anderen Sensoren im Einsatzraum wie LOT/LMT, Aufklärer, CIMIC, EloKa usw., wesentlich zum Lagebild bei. Talks und guidance werden direkt über den J2X gesteuert.
Und warum Befragung? In klarer Abgrenzung zur MP (Vernehmung von Verdächtigen und Zeugen, Klären eines Sachverhalts und. Tatbestands etc.) hat die Befragung durch FHUMINT-Personal den Informationsgewinn für das jeweilige Lagebild zum Ziel. Ein gutes Beispiel sind die Märzunruhen 2004, als die deutsche Bundeswehr Befrager aus Deutschland einfliegen ließ um Personen in Gewahrsam der KFOR zu befragen, um die Strukturen und Verantwortlichen der Ausschreitungen aufzuklären. Somit ist der Bedarf an qualifizierten Befragern in „robusteren“ Einsätzen (wie zum Beispiel ISAF) selbstverständlich höher.
Der Pool an qualifizierten Befragern wurde mit Abschluss des 4. Qualifizierten Befragerkurses/FHUMINT um neun Soldaten erweitert. Somit stehen den Streitkräften nun insgesamt 34 Befrager zur Verfügung.
Autor: AUTINT
Foto:
Fototext: ausbildung im speziell adaptierten Befragerraum
CIVPOL-Kurs im AUTINT
Bereits zum 27. Mal wurde vom Innenministerium der Austrian Civilian Police Training Course vom 24. März bis 11. April 2014 durchgeführt. Er ist für die teilnehmenden Polizistinnen und Polizisten die Basis für einen Auslandseinsatz. 22 Angehörige der Polizei befinden sich derzeit in einer Friedensmission, Einsatzgebiete sind dabei der Kosovo, Georgien, Afghanistan, Libyen und Palästina. Derzeit laufen gerade die Vorbereitungen für einen Polizeieinsatz in der Ukraine.
Obst Claus Amon mit Bgdr Berthold Hubegger (in zivil) und den Kursteilnehmern und Trainern des 27. CIVPOL-Kurses
Der erste im AUTINT durchgeführte CIVPOL-Kurs fand 2003 statt, seit 2011 ist diese Ausbildung ständiger Gast in Götzendorf. Die Zusammenarbeit mit der Polizei ist ein äußerst fruchtbares Aufgabengebiet, denn neben dem Networking kann auch die Ausbildung genauestens beobachtet und besprochen werden und es werden Synergien ausgeschöpft, die bei einem eventuellen gemeinsamen Einsatz im Ausland von großem Vorteil sein können. Aufgrund der bestens funktionierenden Zusammenarbeit mit dem AUTINT ist auch für 2015 angedacht den Kurs wieder in Götzendorf stattfinden zu lassen.
Obstlt Helmut Gekle, S5 AUTINT
Foto: StWm Franz Huber