Qualifizierter Befragerkurs Field Human Intelligence
Vom 28. April bis 14. Mai 2014 fand im AUTINT in Götzendorf der 4. Qualifizierte Befragerkurs/FHUMINT (4th Interrogation Course/PSO) statt. Neun Kursteilnehmer wurden durch einen binationalen Ausbilderstab in die Feinheiten verschiedener Befragungsmethoden eingeführt.
Wenn man das Wort Befragung hört, assoziieren damit die meisten Menschen die Begriffe Verhör, Folter, Abu Ghraib und Bagram, ebenso tauchen die Bilder von malträtierten Menschen, Szenen aus der Serie „24“ oder aus Filmen wie „Zero Dark Thirty“ usw. vor unserem inneren Auge auf.
Das österreichische FHUMINT-Personal wendet in keinster Weise „harsche Befragungsmethoden“ an und die Grundlage seines Handelns bilden die 3. Genfer Konvention und die Europäische Menschenrechtskonvention. Jedoch sind natürlich List und Täuschung sehr wohl Bestandteil der Befragungsmethoden (Hans Joachim Scharff, der Chef-Befrager der deutschen Luftwaffe ab 1941, wurde ohne Gewalt und alleine mit Listen und Täuschungen zu einem der erfolgreichsten Befrager der deutschen Luftwaffe im 2. Weltkrieg). Es gibt genügend Beispiele die zeigen, dass ein Befragungserfolg sehr wohl ohne „harsche Befragungsmethoden“ erreicht werde kann. Und auf dieser Basis werden die zukünftigen Befrager des FHUMINT-Personals ausgebildet.
Die qualifizierte Befragung ist eine der fünf Einsatztechniken, die von FHUMINT-Personal angewandt werden. Zielorientierte qualifizierte Gesprächsaufklärung, Objekt-, Raum- und Wegbeschreibung, Gezielte Beobachtung und das Sichten und Auswerten von Material und Dokumenten sind die vier anderen Einsatztechniken, die im Rahmen des Military Experts on Mission Course/Field Human Intelligence (MEomC/FHUMINT), sozusagen im Basiskurs, vermittelt werden. Nach einem positiv absolvierten Basiskurs ist für den Kursteilnehmer eine Verwendung im Auslandseinsatz im Rahmen eines FHUMINT-Elements vorgesehen. Nach dem Auslandseinsatz hat der/die SoldatIn die Berechtigung, an der weiteren Spezialausbildung zum Befrager teilzunehmen (des Weiteren sind dann Ausbildungen im Bereich Analyse/Auswertung und Widerstand gegen Befragung vorgesehen).
Die enge Kooperation des AUTINT mit den Feldnachrichtenkräften der deutschen Bundeswehr wurde auch dieses Mal fortgeführt; bei diesem Kurs unterstützte ein dreiköpfiges Instruktorenteam des Aufklärungsbataillons 13 aus Gotha die Ausbilder des BerFHUMINT.
Doch warum Befragung? Warum FHUMINT? Wir haben doch das Counter Intelligence Element im Einsatzraum und die National Intelligence Cell?
Beide Elemente werden national geführt, das heißt, der Kommandant der Force kann nicht unmittelbar auf diese Elemente zugreifen.
Im Unterschied dazu ist das FHUMINT-Personal direkt dem J2X der jeweiligen Force unterstellt und trägt somit, neben den anderen Sensoren im Einsatzraum wie LOT/LMT, Aufklärer, CIMIC, EloKa usw., wesentlich zum Lagebild bei. Talks und guidance werden direkt über den J2X gesteuert.
Und warum Befragung? In klarer Abgrenzung zur MP (Vernehmung von Verdächtigen und Zeugen, Klären eines Sachverhalts und. Tatbestands etc.) hat die Befragung durch FHUMINT-Personal den Informationsgewinn für das jeweilige Lagebild zum Ziel. Ein gutes Beispiel sind die Märzunruhen 2004, als die deutsche Bundeswehr Befrager aus Deutschland einfliegen ließ um Personen in Gewahrsam der KFOR zu befragen, um die Strukturen und Verantwortlichen der Ausschreitungen aufzuklären. Somit ist der Bedarf an qualifizierten Befragern in „robusteren“ Einsätzen (wie zum Beispiel ISAF) selbstverständlich höher.
Der Pool an qualifizierten Befragern wurde mit Abschluss des 4. Qualifizierten Befragerkurses/FHUMINT um neun Soldaten erweitert. Somit stehen den Streitkräften nun insgesamt 34 Befrager zur Verfügung.
Autor: AUTINT
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Fototext: ausbildung im speziell adaptierten Befragerraum
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