An der Belastungsgrenze
Die Einsatzgebiete der österreichischen Militärbeobachter erstrecken sich von der Ukraine über den Nahen Osten bis nach Afrika. Um für alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, müssen während des United Nations Military Expert on Mission Course/Military Observer die Teilnehmer auch an die psychischen und physischen Leistungsgrenzen gebracht werden. Denn nur wer körperlich und geistig topfit und bestens vorbereitet in den Einsatz geht, wird auch in Extremsituationen kühlen Kopf bewahren.
Neben den klimatischen Bedingungen in den Einsatzräumen, den fremden Kulturen und der teils hochgiftigen Fauna erfordert auch das Verhalten der Konfliktparteien großes diplomatisches Geschick. Militärbeobachter müssen damit rechnen, dass ihnen eine gehörige Portion Skepsis entgegengebracht wird. Mit vertrauensbildenden Maßnahmen, absoluter Neutralität und offenen Karten müssen sie Zugang zu den Führern der verfeindeten Lager finden und so die Einhaltung eines eventuell brüchigen Waffenstillstands, das Respektieren von Grenzen oder die erlaubte Anzahl von schweren Waffen überwachen. Eine Aufgabe, die nicht immer leicht ist. Schon eine kleine Streitigkeit, ein bewusst gestreutes Gerücht oder gezielt verbreitete Fake News können zu einem erneuten Aufflammen eines Konflikts führen.
Während des dreiwöchigen Kurses werden die angehenden Militärbeobachter gezielt auf diese Herausforderungen vorbereitet. In der Final Exercise wird dann die psychische und physische Belastungsgrenze erreicht. Neben dem Schlafentzug durch ständige dienstliche Inanspruchnahme kommt es im Rahmen der Fuß- und Mot-Patrouillen im Einsatzraum nicht nur zur Begegnung mit freundlich gesinnten Bewohnern sondern auch zum Aufeinanderprallen mit gewaltbereiten Rebellen und zu einer Entführung. In dieser Extremsituation, die unter psychologischer Überwachung durchgeführt wird, zeigt sich für die Trainer die Belastungsfähigkeit der Kursteilnehmer und ob sie die gelernten und antrainierten Operating Techniques richtig umsetzen können. Ein wichtiger Meilenstein bei der Beurteilung der Einsatzfähigkeit jedes Einzelnen.
Wurden die praktischen Szenarien im Übungsraum positiv gemeistert, steht einem erfolgreichen Kursabschluss nur mehr das abschließende Kolloquium im Weg. Am Freitag, dem letzten Kurstag, wird es abgehalten und es bringt dann den elf Teilnehmern endgültig Gewissheit, ob sie die Befähigung besitzen, als österreichischer Militärbeobachter in einen Einsatz zu gehen.
Fotos: ÖBH/Wukoschitz
Hits: 820