Minister verabschiedet Libanon-Kontingent
Götzendorf, 23 05 14. Strahlender Sonnenschein flutet den Antreteplatz des Austrian Armed Forces International Centres in Götzendorf auf dem die Soldaten des 6. Kontingents zur feierlichen Verabschiedung durch den Herrn Bundemininster für Landesverteidigung und Sport, Mag. Gerald Klug, angetreten sind.
Der Kommandant AUTINT, Obst Claus Amon, geht in seiner Begrüßung mit poiniterten Worten auch auf die Wettersituation ein, die extra für die Ausbildung an die Temperaturen im Einsatzraum angeglichen wurden.
Der Vertreter der Streitkräfte, ObstdG Alois Frühwirth, spricht neben der hervorragenden Reputation Österreichs bei den internationalen Einsätzen auch die Heeruasforderung des Einsatzes im familären Bereich an. Er verweist auf das Refrat Familienbetreuung in den Streitkräften, das als Ansprechstelle für eventuell auftretende Problems zur Verfügung steht. Minister Klug sprach den angetretenen Soldaten seinen Respekt für ihre Entscheidung in den Auslandseinsatz gehen aus. Trotz der Einsparungen wird der eingeschlagene Kurs bei den Auslandseinsätze beibehalten und die Anzahl von derzeit rund 800 entsendeten Soldatinnen und Soldaten wird auch weiterhin beibehalten werden. Damit gehört Österreich auf die Größe seines Landes bezogen zu den stärksten Truppenstellern bei internationalen Missionen.
Minister Mag. Gerald Klug mit ObstdG Alois Frühwirth sowie Obst Claus Amon mit
Bundesrat Gerhard Schödinger beim Abschreiten der Front.
UNIFIL-Historie
Ein trauriger Anlass führte 1978 zur Installation der UNIFIL-Friedenstruppe. Am 11. März überfielen palästinensische Guerillas, die im Libanon stationiert waren, einen Bus in der Nähe von Tel Aviv und töteten dabei mehr als 35 Menschen wurden. Als Reaktion auf dieses Attentat drangen drei Tage später israelische Einheiten in den Südlibanon ein. Es kam zur zeitweiligen Besetzung des Gebiets.
Diese kriegerischen Auseinandersetzungen veranlassten die Vereinten Nationen mit den Resolutionen 425 und 426 vom 19. März 1978 zur Einsetzung einer UN-Beobachtermission namens United Nations Interim Force in Lebanon oder kurz UNIFIL Ursprünglich hatte sie nur die Aufgabe, den Abzug der israelischen Truppen zu überwachen, den die Resolution 425 einforderte. Außerdem sollte sie dazu dienen, den Frieden und die Sicherheit im südlichen Libanon wiederherzustellen und schließlich der libanesischen Regierung helfen, die Souveränität und ihre Autorität in dem Gebiet wieder zu erlangen.
Die permanenten Spannungen konnten allerdings nicht eingedämmt werden. Nur vier Jahre später, am 4. Juni 1982, wurde der israelische Botschafter in Großbritannien bei einem Attentat durch palästinensische Araber in London schwer verletzt. Als Reaktion auf diesen Anschlag drangen am 6. Juni 1982 israelische Streitkräfte bis nach Beirut vor.
Die Vereinten Nationen versuchen durch die Installation einer Friedenstruppe in Beirut der Situation Herr zu werden, doch erst 1985 zogen sich die israelischen Streitkräfte auf eine Sicherheitszone im Süden des Landes zurück.
Fast acht Jahre währte ein brüchiger Friede. Ständige Guerillaaktion der Hisbollah veranlassten die israelischen Streitkräfte am 25. Juli 1993 mit der größten Offensive auf Hisbollah-Stützpunkte in Südlibanon seit der Invasion von 1982 zu beginnen.
Die massiven Angriffe auf den Südlibanon endeten eine Woche später, nachdem die libanesische und die syrische Regierung auf Vermittlung der USA zugesichert hatten, die Hisbollah unter Kontrolle zu bringen.
Neues Mandat
Im Juli 2006 nahmen Hisbollah-Kämpfer zwei israelische Soldaten fest, dies führte zur sogenannten Operation Sommerregen, dem erneuten Einmarsch Israels in den Libanon. Während dieses erneuten Libanonkrieges wurde am 11. August 2006 die UN-Resolution 1701 verabschiedet, durch die das UNIFIL-Mandat grundlegend erweitert wurde.
Im Gegensatz zu bisher ist die Mission jetzt auf Kapitel VII der Charta der Vereinten Nationen begründet. Es handelt sich damit um eine bewaffnete Blauhelmmission, was bedeutet, dass die UNIFIL-Truppen ihre Aufgaben im Rahmen des Mandats mit Gewalt durchsetzen können.
Dieses neue Mandat brachte auch die Aufstockung des UNIFIL-Kontingents von 2.000 auf maximal 15.000 Soldatinnen und Soldaten. Und erstmals wurden die Blauhelmsoldaten durch Marineeinheiten ergänzt. Der Marineeinsatzverband soll Libanons 225 km lange Küste überwachen und den Schmuggel von Waffen unterbinden.
Aufgrund der Resolution 1701 stimmten die Konfliktparteien, Hisbollah und Israel, dem Waffenstillstand zu, der am 14. August 2006 in Kraft trat. Und bis heute hält.
Österreich im Nahen Osten
Österreichs friedenspolitisches Engagement im Nahen Osten begann 1974 mit der Verlegung österreichischer Soldaten vom Sinai auf den Golan, wo sie 39 Jahre erfolgreich im Einsatz waren.
2011 wurde die Aufstellung eines Kontingents für den Einsatz im Libanon beschlossen. Mit einer Stärke von maximal 172 Soldatinnen und Soldaten werden seit dem November 2011 Transporte von Personal und Gerät, das Bergen und Reparieren beschädigter UNIFIL-Fahrzeuge, das Versorgen mit Treibstoff, die Lagerhaltuing und der Brandschutz durchgeführt.
Auf diese Aufgaben wurden sie von der Auslandseinsatzbasis, der Heereslogistikschule, der ABC-Abwehrschule und der Heerestruppenschule bestens vorbereitet. Weiters verfügen sie zu ihrem Schutz über eine moderne, dem internationalen Standard entsprechende Ausrüstung, die für ihre Sicherheit während ihres Einsatzes sorgen wird.
International Day of UN-Peacekeepers
Verschweigen darf man aber nicht, dass jeder militärische Einsatz auch ein nicht kalkulierbares Restrisiko beinhaltet. Mit der Anwendung der erlernten Methoden, einer gesunden Portion Vorsicht und ehrlich gelebter Kameradschaft kann dieses allerdings auf ein Minimum reduziert werden.
Am 29. Mai, dem „International Day of UN-Peacekeepers“ wird allen Peacekkeepern die im Einsatz standen oder gehen und die im Einsatz ihr Leben verloren haben gedacht. Dieser Ehrentag für alle Blauhelme wurde von der Generalversammlung der Vereinten Nationen mit der Resolution 57/129 am 11. Dezember 2002 beschlossen und 2003 erstmals gefeiert.
Der offizielle Antrag für diese Resolution kam von der Vereinigung der ukrainischen Peacekeeper gemeinsam mit der ukrainischen Regierung. Das Datum, der 29. Mai, wurde bewusst gewählt, denn dieser Tag war 1948 der Beginn der United Nations Truce Supervision Organization (UNTSO), der ersten UN-Peacekeeping Mission überhaupt. Diese Beobachtermission hatte die Aufgabe den Waffentstillstand nach dem arabisch-israelischen Krieg zu überwachen.
Seitens der Vereinten Nationen wurde der International Day of UN-Peacekeepers wie folgt definiert: „A day to pay tribute to all the men and women who have served and continue to serve in United Nations peacekeeping operations for their high level of professionalism, dedication, and courage and to honor the memory of those who have lost their lives in the cause of peace.”
Bei mehr als 100.000 Entsendungen in unsere Missionen musste auch Österreich bittere Verluste beklagen. 52 Soldaten sind in den Einsatzräumen verstorben. Einer von ihnen, Mjr Hans-Peter Lang, verstarb 2006 in Khiam während der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und dem Libanon.
Feierlicher Abschied
Eine Ehrenkompanie der Garde mit der Musik der Garde und die Standarte der Vereinigung österreichischer Peacekeeper umrahmten die Verabschiedung zu der sich neben den geladenen Ehrengästen auch zahlreiche Angehörige und Freunde der UNIFIL-Soldaten eingefunden hatten. Ein gemeinsames Mitgessen brachte noch Zeit zum Austausch persönlicher Erinnerungen und wer Glück hatte auch für ein kurzes Gespräch mit dem Herren Bundesminister, der allerdings aufgrund des AFDRU-Einsatzes in Bosnien-Herzegowina nicht allzu lange verweilen konnte.
Obstlt Helmut Gekle, S5 AUTINT
Foto: Vzlt Werner Wukoschitz